Klostertage 2024 – Ein Erfahrungsbericht von Maren Maaß
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff
Im November 2024 habe ich, Maren Maaß, an einem dreitägigen Seminar der Spirituellen Angebote teilgenommen.
Einkehr im Einklang mit der Natur
Friedvoll eingebettet, in bunt gefärbte Wälder und Felder nahe der Trave, liegt im Kreis Stormarn das Kloster Nütschau. Das Haus St. Ansgar bietet Gästezimmer und Veranstaltungsräume. Seit vielen Jahren finden an diesem besonderen Ort spirituelle Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Meditation und Stille“ statt.
Gott ist eine alldurchströmende Kraft
Stephan Hachtmann, Diakon und zudem im Lukas Suchthilfezentrum Hamburg-West aktiv, strahlt eine Ruhe aus, die abfärbt und einlädt zum offenen Austausch. Aufgewachsen in einem Pfarrhaus, änderte ein Meditationsseminar sein Leben grundlegend. Spirituelle Angebote bietet der 61-jährige Kontemplationslehrer bereits seit zehn Jahren an. Sein Anliegen: Den Weg des Herzensgebetes, eine 2000 Jahre alte christlich-orthodoxe Tradition, in einer modernen und alltagsorientierten Form weitergeben. Stephan sagt über sein Anliegen: „Meditation ist nicht einfach nur herumsitzen und entspannen. Sondern in diesem Erleben können hilfreiche Klärungs-, Wandlungs- und, Heilungsprozesse angeregt werden. Es ist ein Angebot, um in eine heilsame Lebenstiefe und Einfachheit zu kommen.“
Gedämpftes Licht umhüllt mich
Ein runder Raum empfängt die Kursteilnehmenden. In der Mitte ein farbenfroher Blumenstrauß – umgeben von flackernden Kerzen. Für jede und jeden ist ein Platz im Kreis mit weicher Lammfellmatte, Meditationskissen und kuscheliger Wolldecke vorbereitet – und lädt zum wohligen Ankommen ein. Menschen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen treffen hier aufeinander. Sie wollen sich gemeinsam auf den Weg zu sich selbst machen und sind voller Vorfreude und Neugier, als Stephan die Gruppe in das Seminar einführt. Neben Meditationen im aufrechten Sitzen, entspannt im Liegen oder im achtsamen Gehen, wird es auch Zeiten des Schweigens und für Gesänge spiritueller Lieder geben. Klang und Vokaltöne werden erspürt, Körper- und Atemwahrnehmungsübungen angeleitet und Anregungen für die spirituelle Praxis im Alltag gegeben.
Der frühe Vogel…
Am nächsten Morgen läutet Stephan die erste Meditation des Tages mit seiner Klangschale ein. Die schläfrige Ruhe kehrt sich in eine achtsame Auf- und Ausrichtung, Gedanken kommen und gehen. In wertfreier Akzeptanz.
… und meine ganz persönliche Erfahrung
„Ich atme ein, ich atme aus. Wie war noch das Mantra? Kann ich wirklich so lange stillsitzen? Mein Knie und mein Rücken zwicken! Ich höre mein Herz klopfen… Wie geht es wohl den Anderen hier? Wie soll ich an ‚nichts‘ denken? Mache ich etwas falsch? Ach ja: Mein Mantra! Ich atme ein, mit einem langen JAAA. Ich atme aus, mit den stummen Worten: ICH BIN DA! Tatsächlich kommen meine Gedanken – nacheiner Weile – zur Ruhe.“ Nach 20 Minuten erklingt erneut der helle Ton der Klangschale. Die Teilnehmenden kehren zurück ins Hier und Jetzt. Eine dankbare Verbeugung folgt, bevor wir uns beim Frühstück dem anderen leiblichen Wohl widmen.
Ein verschütteter Brunnen als Sinnbild für den Glauben an Gott
Im Tagesverlauf finden im Wechsel spirituelle, stimmungsvolle Gesänge und angeleitete, geführte Meditationen statt. Erweitert durch belebende Gespräche und anregende Impulse. Mit seiner warmen und sonoren Stimme liest Stephan Hachtmann Auszüge aus „Das denkende Herz der Baracke“. Die niederländische Jüdin Etty Hillesum führte während des zweiten Weltkrieges Tagebuch und hinterließ Briefe, in denen sie bildhaft ihre menschliche und spirituelle Entwicklung beschrieb. Jan G. Gaarlandt veröffentlichte diese 2022 in einem Buch.
Nicht nur Meditationen und Stille…
Bei den schmackhaft und liebevoll zubereiteten Mahlzeiten im Speiseraum herrscht eine entspannte Stimmung. In anregenden Gesprächen lernen sich die Teilnehmenden kennen – oder ziehen sich wieder in Stille zurück. Respekt und Empathie begleiten die Gruppe im Umgang miteinander.
Ein Moment des Friedens erfüllt mich
Am dritten und letzten Tag der gemeinsamen Reise spazieren die Teilnehmenden in Stille zur nahegelegenen Trave. Begleitet nur vom raschelnden Laub des buntgefärbten Waldes. Angekommen an einem besonderen Platz, vertieft ein Glockenspiel die ruhige Atmosphäre. Stephan stimmt eine sanfte Melodie mit seiner Gitarre an. Es wird anrührend gesungen. Ein Entenpaar schwimmt vorüber, farbenfrohe Blätter fallen hinab. Auf einer Weide grasen Schafe. Eingehüllt in die Natur, die Klänge und die Gemeinschaft, herrscht plötzlich ein Gefühl vollkommenen Friedens.
Den Abschluss bildet ein emotionaler Austausch der Teilnehmenden, in dem die Dankbarkeit über die Erfahrungen und das wärmende Gefühl von Gemeinschaft spürbar wird. Nach einer berührenden Segnung mit Rosenöl, tritt die Gruppe ihre Heimreise an. Voller Hoffnung und mit einer erneuerten Verbundenheit zu sich selbst – und zu Gott.